»3+5«, das neue Album von Melt-Banana
Es dauert gerade einmal acht Sekunden, bis sich ein erstes Lächeln einstellt. Denn zu diesem Zeitpunkt setzt, nach den ersten sieben Sekunden, in denen nur vereinzelte elektronische Einsprengsel zu hören sind, die kreischende, sich überschlagende und von allerlei Effekten verhackstückte Gitarre ein.
Bei Sekunde 29 wird aus dem Lächeln ein breites Grinsen: Da ist sie, diese unverwechselbare, hohe Stimme, die einer Zeichentrickfilmfigur gehören könnte und ihren Text mit großer rhythmischer Disziplin vorträgt. Sekunde 40: Die Gitarre geht von Feedback in ein hochgeschwindes Arpeggio über – der breit grinsende Kopf beginnt, im Takt zu nicken. Eine Minute, sieben Sekunden: Trommelwirbel – der Kopf nickt noch stärker mit. Eine Minute, zehn Sekunden: Das Schlagzeug setzt vollständig ein und der Song »Code« entfaltet sich endlich zu voller Größe – alle Gliedmaßen fangen an, im Rhythmus zu zappeln, Gewissheit macht sich breit: Melt-Banana sind zurück.
Wer mit der Musik der japanischen Band vertraut ist, dürfte ähnliche emotionale und körperliche Reaktionen kennen, hatte allerdings ein solches Vergnügen wie das eingangs beschriebene lange nicht mehr: Elf Jahre sind seit der Veröffentlichung des Vorgängeralbums »Fetch« vergangen, Melt-Banana haben sich also sehr viel Zeit für die Produktion der insgesamt lediglich 24 Minuten dauernden neun Songs gelassen, die auf dem neuen Album »3+5« zu hören sind.
Die Kürze überrascht nicht: Auch die vorherigen acht Alben der Band kamen kaum über eine Laufzeit von 30 Minuten hinaus. »Cell-Scape« von 2003 ist mit 37 Minuten die längste Platte von Melt-Banana – aber auch nur, weil sich an ihrem Ende mit »Outro for Cell-Scape« ein zehnminütiges Stück aus wabernden elektronischen Klangflächen und Synth-Gezirpe befindet.
