Ulrich Sonnemann

 


Ulrich Sonnemann ist nicht nur der Kritischen Theorie zuzurechnen, sondern hat sie entscheidend mitgeprägt: Einerseits durch sein philosophisches Hauptwerk »Negative Anthropologie«, andererseits aber auch durch seine publizistische Einmischung in die Skandale und Debatten der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Dass Sonnemann und seine Schriften, die seit einigen Jahren in sorgfältiger, bibliophiler Edition beim zu Klampen-Verlag erscheinen, heute kaum mehr wahrgenommen werden, spricht fast schon für seine Bedeutung für die Kritische Theorie: In der Ignoranz, die ihm im universitären Betrieb schon zu Lebzeiten widerfuhr, spiegelt sich das herrschende Desinteresse an der Kritik überhaupt.

Zu einfach machte man es sich, würde man vermuten, dass Sonnemann heutzutage so unbekannt sei, weil seine Theorie so sperrig und seine Sätze endlos lang und in ihren Gedanken verstrickt seien. Richtig ist, dass es bei Sonnemann kaum einen Satz gibt, der nicht mindestens zweimal gelesen werden muss, damit man seinen Gehalt erfassen kann. Seine Philosophie ist schwer, aber nicht schwierig, komplex, aber nicht kompliziert. Der Sozialphilosoph Helmut Reinicke bemerkte dazu: »Die Sprache ist knorrig bei Ulrich Sonnemann, die Sprache ist Waffe, die vornehmste und schärfste, dabei die denkbar menschlichste Inkarnation eines Kampfwerkzeugs.« Adorno meinte, Sonnemanns Sprache sei »allergisch gegen das Banale, mit dem Strom Schwimmende. Sie setzt der Sache zuliebe allerorten Widerstände gegen das, was die gängige Phrase Kommunikation nennt.« So ist auch die Sprache des Sozialphilosophen gewissermaßen der Versuch einer »Sabotage des Schicksals«, wie die »Negative Anthropologie« im Untertitel genannt wird. Kritik an den Verhältnissen ist bei Sonnemann mit der Kritischen Theorie selbst vermittelt und verweist auf die Grundbegriffe seines Denkens: Spontaneität und Freiheit. https://cominsitu.wordpress.com/2021/02/09/der-negative-anthropologe-ulrich-sonnemann/

 https://www.ca-ira.net/verlag/buecher/heft-21/

 

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