Charlotte Knobloch und Campino stellen sich gegen antisemitische Hip-Hop Rapper.



Charlotte Knobloch, frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden, äußert sich entsetzt über den Echo für Kollegah und Farid Bang. Die Rapper würden ein gesellschaftliches Klima bedienen, in dem Antisemitismus offenbar wieder normal sei. Es sei „ein verheerendes Zeichen“, den wichtigsten deutschen Musikpreis an „vermeintliche Künstler“ zu verleihen, die ein gesellschaftliches Klima bedienten, in dem Antisemitismus offenbar wieder normal sei, erklärte Knobloch am Donnerstag in München.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern erklärte weiter, „geschichtsvergessene Geschmacklosigkeiten und antijüdische Vorurteile sind keine Kunst, müssen geächtet und konsequent aus dem öffentlichen Raum verbannt werden“.  Kollegah und Farid Bang erreichten „mit ihren menschenverachtenden Botschaften Millionen, meist junge, Menschen“. Der Preis sei nun außerdem am jüdischen Holocaustgedenktag, Jom Haschoa, an die Musiker verliehen worden. Da dürfe sich niemand wundern, dass „Jude“ in Klassenzimmern wieder Schimpfwort sei und jüdische Menschen alltäglich Opfer von Diffamierung und Aggression würden.
Zitat: 'Es ist ein verheerendes Zeichen, den wichtigsten deutschen Musikpreis an vermeintliche Künstler zu verleihen, die mit bestimmten Textzeilen ihrer Songs ein gesellschaftliches Klima bedienen, in dem Antisemitismus offenbar wieder normal ist. Geschichtsvergessene Geschmacklosigkeiten und antijüdische Vorurteile sind keine Kunst, müssen geächtet und konsequent aus dem öffentlichen Raum verbannt werden. Die beiden Rapper erreichen mit ihren menschenverachtenden Botschaften Millionen, meist junge, Menschen. Für viele sind sie Idole.
Gerade erst entsteht hierzulande endlich die ersehnte Sensibilität für den erstarkten Antisemitismus in unserer Gesellschaft, insbesondere an Schulen. Mitten in diese Debatte fällt nun diese Auszeichnung von Musik, die jene Phänomene zu befördern vermag. Wenn am Jom HaSchoa, dem jüdischen Holocaustgedenktag, Rapper ausgezeichnet werden, die sich vorwerfen lassen müssen, bewusst auch mit antisemitischen Ressentiments zu spielen, darf sich niemand wundern, dass "Jude" in Klassenzimmern wieder Schimpfwort ist und jüdische Menschen alltäglich Opfer von Diffamierung und Aggression werden.'

Anm. Die beiden Rapper rufen u. a. in ihren Lied dazu auf den Holcaust zu wiederholen. Es ist daher notwendig geworden dieses Rapp-Kollektiv zu zerschlagen.

  Auch Campino von den Toren Hosen, zeigt Mut und Haltung und  stellt sich gegen den Antisemitismus. 
Campinos Rede im Wortlaut
„Ich würde heute Abend gern ein paar Sachen loswerden, die sind mir wichtig, und ich möchte mich dabei nicht vergaloppieren. Deshalb sehen Sie mir nach, dass ich mir ein paar Zettel gemacht hab‘, wo Notizen drauf sind. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich habe mir viele Gedanken gemacht angesichts des Streits um ein Lied, der im Vorfeld der Echoverleihung dieses Jahr entbrannt ist, und ob es sinnvoll ist, überhaupt hierhin zu kommen oder nicht. Der einfachste Weg wäre, man entzieht sich der Situation, bleibt zu Hause. Da hat man mit Sicherheit den geringsten Ärger. Ich persönlich glaube aber, wer boykottiert, der kann nicht mehr diskutieren, und wer nicht diskutiert, überlässt das Feld den anderen und denen, die sich unter Umständen noch als Opfer darstellen, obwohl ihnen keine Opferrolle zusteht. Ich mache mit den Toten Hosen seit über 30 Jahren Musik. Wir haben auch immer mal mit Provokationen und Tabubrüchen gearbeitet, und in dieser Hinsicht bin ich ein bisschen vom Fach. Das Stück, über das sich gerade alle streiten, das kommt aus dem Battlerap, wo es auch immer darum geht, noch krasser, noch extremer mit den Texten zu werden und sich gegenseitig zu toppen. Wenn man das bedenkt, dann relativiert sich natürlich vieles. Wir sollten jetzt nicht anfangen, einen tieferen Sinn in Dingen zu suchen, wo es keinen tieferen Sinn gibt. Dennoch löst dieses Lied gerade eine Debatte aus, wie weit Kunst- und Meinungsfreiheit gehen darf und wann die Grenzen überschritten sind. Aber es geht doch nicht nur um einen Gangsterrap-Song, davon gibt’s doch hunderte. Es geht doch vielmehr um einen Geist, der zurzeit überall präsent ist. Nicht nur in der Musik, sondern auch in den sozialen Medien, im täglichen Fernsehtrash und in der Politik. Wann ist die moralische Schmerzgrenze erreicht? Diese Debatte, die ist nötig, wichtig, sie betrifft uns alle, und sie muss von uns allen geführt werden, und die darf auch nicht aufhören. Ich spreche jetzt als Musiker zu anderen Musikern. Jeder von uns muss sich eine Linie ziehen, wo für ihn eine Grenze der Toleranz erreicht ist. Im Prinzip halte ich Provokation für gut und richtig. Die kann konstruktiv sein, Denkprozess auslösen, und aus ihr heraus können verdammt gute Sachen entstehen. Aber man muss unterscheiden zwischen dieser Art als Stilmittel oder einer Form von Provokation, die nur dazu da ist um zu zerstören und andere auszugrenzen. Für mich persönlich ist diese Grenze Überschritten, wenn es um frauenverachtende, homophobe, rechtsextreme, antisemitische Beleidigungen geht und auch um die Diskriminierung jeder anderen Religionsform. Ich bin nicht die Bundesprüfstelle und ich bin auch nicht die Ethikkommission. Aber ich stehe hier, um für alle zu sprechen, die in diesem Punkt so denken wie ich. Verbote und Zensur sind sicher nicht die Lösung, aber ich hoffe, dass wir durch solche Auseinandersetzungen wie heute wieder zu einem anderen Bewusstsein finden in Bezug darauf, was als Provokation noch erträglich ist und was nicht. Vielen Dank – schönen Abend.“

Kommentare

  1. Ja es stimmt es muss wohl immer schlimmer werden. Anm.

    Peter Maffay mit einen Kommentar:

    So schlimm wie noch nie …!

    Der #ECHO, die Verleihung dieses Jahr, war eine Ohrfeige für das demokratische Verständnis in unserem Land. Gleichzeitig zeigt sie die Erosion in unserer Gesellschaft und im Musikgeschehen auf, die sich seit einigen Jahren abgezeichnet hatte und am Donnerstag vergangener Woche ihren vorläufigen Höhepunkt erfuhr. Wie auch die Mischung aus Dummheit, Feigheit und fachlicher Inkompetenz.

    Zur Tagesordnung jetzt überzugehen, geht nicht. Es muss eine Aufarbeitung geben.

    Rassismus und Gewaltverherrlichung haben in unserem Staat, gerade vor dem Hintergrund unserer Geschichte nichts verloren, genauso wenig und erst recht nicht in der Kunst. Diejenigen, die das missachten verdienen Null Toleranz. Die „Künstler“ nicht und auch die nicht, die mit ihnen und damit ihren Inhalten ordentlich Geld verdienen. Verantwortungslosigkeit, Geschmacklosigkeit und Gier müssen entlarvt werden. Die Protagonisten dieser Haltung haben Namen und waren an diesem 12.04.2018 zum großen Teil anwesend. Aber sie haben geschwiegen und sich weggeduckt.

    https://www.facebook.com/Maffay.de/photos/a.415829037049.199761.335022152049/10155290345762050/?type=3&theater

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

«Wir lieben das Leben, sie den Tod.»

Zwischen Einöde und das Konkrete _ eine Kritik an Gaza und Trump

Antilopen Gang schweigt nicht