Das Andere / Der Film »Queercore
Regisseur Yony Leyser lässt in »Queercore – How to Punk a
Revolution« die Antigeneration in der US-amerikanischen Musikszene der
achtziger und neunziger Jahre zu Wort kommen.
Die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten. Genauer: quer durch den Körper. So jedenfalls empfindet es der junge Aktivist und Filmemacher Bruce LaBruce im heimeligen Toronto. Der Künstler träumt von seinem Publikum – das es aber noch nicht gibt: schwul, lesbisch, transgender. Es ist 1980, und er liebt den Punk. Doch Punk ist auch nur Rockmusik; allzu schnell ist aus dem lauten Ausbruch eine reine Machogeschichte geworden. Obwohl es schwule Punksänger gibt, mag der Punk die Homosexuellen nicht immer. Gemeinsam mit der Musikerin G. B. Jones gründet LaBruce ein Fanzine und stellt queere Themen ins Zentrum seiner künstlerischen Arbeiten. Daraus entsteht eine Szene, die die aggressive Energie des Punk mit dem schwulen Aktivismus verbindet. Queercore ist erfunden.
»Queer«, weil »Homo« mittlerweile schon negativ konnotiert ist – zu reich, zu teuer, zu etabliert. Regisseur John Waters, schlechthin der Pate des Queerpunk, sagt in dem Dokumentarfilm »Queercore«: »›Schwul‹ war eben nicht genug.« Man wollte eine andere Bezeichnung und den Punk neu erfinden. Alsbald entstanden in vielen Städten Magazine, Clubs, Bands. Anstatt ausgegrenzt zu werden, grenzte man sich ab. Man wollte sich unterscheiden, keinem Wertekanon folgen und sich auch nicht der Szene fügen. Die Idee des Punk – sei, wie du bis – wurde konsequent befolgt. LaBruce sieht in den queeren Punks »the faggott in the family«. Sie brauchen eine eigene Welt; auf der Welt, die es gibt, ist kein Platz für sie.
Queercore hat natürlich auch einen Sound, er besteht aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gebrüll. Dazu Sex und Crossdressing. Erste Fingerübungen finden in einem Treff für Taubstumme statt. Im »Deaf Club« kann man Radau machen. Im Übrigen geht der Bass durch den Körper. Die ersten Bands heißen Anti-Scrunti Faction, Bomb und Fifth Column.
How to punk punk
Der Film schaut der neuen Szene bei ihrer Entstehung zu: durch Filmclips, Konzertausschnitte, Aktionen. Eine Fusion aus Punk und offensiv selbstbewusster Homo-, Bi- und übriger Sexualität, kurz: die ganze Palette an Quergelegtem. Man versteht sich explizit als politisch; eine Politik, die das Private umfasst, will umschmeißen, was schon gekippt ist: how to punk punk. https://jungle.world/artikel/2017/49/das-andere-plus-lautstaerke
Die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten. Genauer: quer durch den Körper. So jedenfalls empfindet es der junge Aktivist und Filmemacher Bruce LaBruce im heimeligen Toronto. Der Künstler träumt von seinem Publikum – das es aber noch nicht gibt: schwul, lesbisch, transgender. Es ist 1980, und er liebt den Punk. Doch Punk ist auch nur Rockmusik; allzu schnell ist aus dem lauten Ausbruch eine reine Machogeschichte geworden. Obwohl es schwule Punksänger gibt, mag der Punk die Homosexuellen nicht immer. Gemeinsam mit der Musikerin G. B. Jones gründet LaBruce ein Fanzine und stellt queere Themen ins Zentrum seiner künstlerischen Arbeiten. Daraus entsteht eine Szene, die die aggressive Energie des Punk mit dem schwulen Aktivismus verbindet. Queercore ist erfunden.
»Queer«, weil »Homo« mittlerweile schon negativ konnotiert ist – zu reich, zu teuer, zu etabliert. Regisseur John Waters, schlechthin der Pate des Queerpunk, sagt in dem Dokumentarfilm »Queercore«: »›Schwul‹ war eben nicht genug.« Man wollte eine andere Bezeichnung und den Punk neu erfinden. Alsbald entstanden in vielen Städten Magazine, Clubs, Bands. Anstatt ausgegrenzt zu werden, grenzte man sich ab. Man wollte sich unterscheiden, keinem Wertekanon folgen und sich auch nicht der Szene fügen. Die Idee des Punk – sei, wie du bis – wurde konsequent befolgt. LaBruce sieht in den queeren Punks »the faggott in the family«. Sie brauchen eine eigene Welt; auf der Welt, die es gibt, ist kein Platz für sie.
Queercore hat natürlich auch einen Sound, er besteht aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gebrüll. Dazu Sex und Crossdressing. Erste Fingerübungen finden in einem Treff für Taubstumme statt. Im »Deaf Club« kann man Radau machen. Im Übrigen geht der Bass durch den Körper. Die ersten Bands heißen Anti-Scrunti Faction, Bomb und Fifth Column.
How to punk punk
Der Film schaut der neuen Szene bei ihrer Entstehung zu: durch Filmclips, Konzertausschnitte, Aktionen. Eine Fusion aus Punk und offensiv selbstbewusster Homo-, Bi- und übriger Sexualität, kurz: die ganze Palette an Quergelegtem. Man versteht sich explizit als politisch; eine Politik, die das Private umfasst, will umschmeißen, was schon gekippt ist: how to punk punk. https://jungle.world/artikel/2017/49/das-andere-plus-lautstaerke
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